Händler:innen, die mit Shopify bereits erfolgreich Privatkäufer ansprechen, haben immer häufiger Interesse daran, ihr Business um B2B-Elemente zu erweitern. Trotz der vielfältigen Unterschiede zwischen B2B vs B2C ermöglicht Shopify es dir, beides abzubilden. In welcher Form ein zweiter Geschäftsbereich entsteht, ist dabei immer von den individuellen Bedürfnissen deiner Kunden abhängig.
Wie du als Agentur solche B2B-Projekte umsetzen kannst, auf welche Herausforderungen du treffen wirst und mit welchen Apps du sie bewältigst, erfährst du in diesem Beitrag.
Shop-Varianten
Möchte dein Kunde auch gewerbliche Händler:innen ansprechen, stellt dir Shopify dafür drei Möglichkeiten zur Verfügung: das getrennte Aufsetzen von B2C- und B2C-Shops, die Verbindung beider in einem gemeinsamen Store oder der Einsatz des Großhandelskanals.
Jede Variante verfügt über ihre eigenen Vor- und Nachteile. Zu Beginn steht meist eine bestimmte Entscheidung: Getrennte Shops oder ein gemeinsamer Store? Die Wünsche deines Kunden zur Zielgruppenansprache, zum Aussehen der Webstores, zum Zugangspunkt für Händler:innen und der Gewichtung des B2B-Bereichs in seinem Geschäftsmodell sind wichtige Grundlagen zur Klärung dieser Frage. Auch B2B-spezifische Anforderungen wie Mindestbestellmengen, steuerfreie Einkäufe oder Nachbestellungen müssen beachtet werden.
Variante 1: Getrennte Shops für B2C und B2B
Sollte dein Kunde besonderen Wert auf eine klare Trennung beider Bereiche legen, kannst du das mit dieser Variante garantieren. Während im B2B-Shop Nettopreise sichtbar sind, sehen Privatkäufer im separaten Shop lediglich Bruttopreise. Da getrennte Shops die Möglichkeit bieten, beide Zielgruppen individuell anzusprechen und unterschiedlichen Content auszuspielen, kannst du so eine vielversprechende Grundlage für ein auf B2B ausgelegtes Geschäftsmodell schaffen. Großhändler:innen bewegen sich in einem eigenen Shop zudem uneingeschränkt, können mit spezifischen Zahlungsmethoden abgeholt und mit einer individuellen Shop-Gestaltung überzeugt werden.
Zwei Shops bedeuten allerdings auch doppelte Pflege, sowie doppelte Kosten. Sollte dein Kunde für seinen B2B-Shop zusätzliche Erweiterungen benötigen, fallen auch diese Kosten ggf. doppelt an.
Variante 2: B2B und B2C in einem Shop
Sind getrennte Shops für deinen Kunden keine Option oder ist eine strikte Trennung von B2B und B2C nicht nötig, kannst du mit Shopify beide Zielgruppenansprachen in einem Shop abbilden. Ein gemeinsamer Store bedeutet ein gemeinsames Backend. Dadurch vereinfacht sich die Content-Pflege für deinen Kunden enorm. Produkte inklusive Beschreibungen, Themes, Blogposts und andere Inhalte müssen nur einmal angelegt werden, um sie beiden Zielgruppen präsentieren zu können. Damit dieser Vorteil zum Tragen kommen kann, muss die Ansprache dieser Gruppen allerdings vereinheitlicht sein.
Tipp: Bei dieser Variante solltest du unbedingt beachten, dass der Einsatz von mehreren Apps nötig werden kann, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Der Shopify App Store bietet dir dafür eine breite Auswahl.
Besonders wichtig in einem gemeinsamen Shop ist die Angabe von Brutto- und Nettopreisen. Mit Hilfe einer App, wie z.B. Exemptify, kannst du beide Preise nebeneinander abbilden. Eine automatische Anzeige des relevanten Preises je Nutzer ist allerdings nicht möglich. Gewerbliche Nutzer gelangen schließlich über ihren Login von einer beliebigen Seite aus in den B2B-Bereich. Für weitere Funktionen wie Nachbestellungen, die automatische Abfrage und Prüfung der Umsatzsteuer-ID oder die Angabe von Staffelpreisen und Rabatten kannst du ebenfalls Erweiterungen einsetzen.
Kennst du schon den Shopify Podcast?
Variante 3: Shopify Plus Großhandelskanal
Sollte dein Kunde Abonnent von Shopify Plus sein und sich im B2B ausprobieren wollen, ist die Einrichtung des Großhandelskanals eine weitere Option, um den Geschäftskundenbereich in einen bestehenden Shop zu integrieren. Mit dem Vertriebskanal kann zwei Zielgruppen dasselbe Produktsortiment zu unterschiedlichen Preisen im gleichen Shop angeboten werden, wodurch eine doppelte Preisdarstellung auf Produktseiten entfällt. Exklusive Produkte für Großhändler:innen kannst du darüber ebenfalls realisieren. Da hier für beide Käufergruppen konstant unterschiedliche Preise sichtbar sind, muss der Login zum B2B-Bereich bereits direkt nach Betreten des Shops erfolgen.
Durch den großen Funktionsumfang des Vertriebskanals entfallen zusätzliche Kosten für Apps zur Einrichtung oder Gestaltung des B2B-Bereichs. Von Vorteil ist diese Option auch mit Blick auf Preislisten und Rabatte für bestimmte Kundengruppen. Diese sind hier bereits inklusive, genauso wie die Abfrage der Umsatzsteuer-ID, deren Prüfung allerdings manuell erfolgen muss.
Da Content für Seiten oder Blogbeiträge nur einmalig gepflegt werden kann, sollte für die Nutzung des Großhandelskanals eine einheitliche Zielgruppenansprache von B2B- und B2C-Kunden bestehen. Während du Logo und Akzentfarbe in diesem Vertriebskanal anpassen kannst, ist eine komplette Abgrenzung der Inhalte nicht möglich.
Der Großhandelskanal kommt in einem simplen Design ohne Themes daher und auch der Einsatz des Shopify Theme Kit ist nicht möglich. Dein Gestaltungsspielraum im Vergleich zu den von Shopify bisher gewohnten Möglichkeiten ist also begrenzt.
Lesetipp: Mehr Informationen zum Shopify Plus Großhandelskanal findest du hier.
Unterstützende Apps
Erweiterungen bieten umfangreiche Funktionen, die bei der erfolgreichen Umsetzung eines B2B-Shops unterstützen, egal ob du dich für einen gemeinsamen oder separaten Store entscheidest. Folgende Apps bieten dir einen soliden Einstieg in die Gestaltung eines funktionalen und ansprechenden Geschäftskundenbereichs.
B2B Handsfree
Mit B2B Handsfree kannst du sicher gehen, dass sich nur gewerbliche Händler:innen, also solche mit einer Umsatzsteuer-ID, im Shop deines Kunden anmelden können. Realisiert wird das über ein entsprechendes Registrierungsformular und automatisierte Mails mit Anmeldeinformationen nach erfolgreicher ID-Prüfung.
Geeignet für: separaten B2B-Shop
Anmeldeformular für Händler:innen mit B2B Handsfree
Exemptify
Diese App ermöglicht es dir, Brutto- sowie Nettopreise gleichzeitig im Shop deines Kunden abzubilden und somit auf die B2B- sowie auf die B2C-Zielgruppe gleichermaßen einzugehen. Exemptify unterstützt ebenso bei der Unterscheidung von EU- und Nicht-EU-Käufern und beim mehrwertsteuerfreien Verkauf ins Ausland. Die Eingabe der Umsatzsteuer-ID erfolgt für Großhändler:innen dabei entweder im Warenkorb oder im Kundenaccount.
Wichtig: Beim Einsatz dieser App, musst du die Produktpreise im Shopify-Backend netto angeben. Weitere Berechnungen übernimmt Exemptify.
Geeignet für: gemeinsamen B2B- und B2C-Shop
Anzeige von Brutto- und Nettopreis mit Exemptify
Wholesale Pricing Discount
Suchst du nach einer All-In-One-App, könntest du bei Wholesale Pricing Discount fündig werden. Diese App bildet nicht nur spezifische Preisstrukturen, sondern auch Zahlungsmethoden ab. So kannst du damit Staffelpreise für bestimmte Nutzergruppen, Mindestbestellmengen für Rabatte oder reduzierte Preise auf Produkte und Versand für angemeldete Käufer realisieren. Ein eigenes Sign-Up-Formular mit automatischer Nutzerkategorisierung lässt sich ebenfalls umsetzen. Großhändler:innen bewegen sich nach ihrem Login im B2B-Bereich mit angepassten Preisen.
Geeignet für: gemeinsamen B2B- und B2C-Shop
Preisdarstellung für Gold-Kunden mit Wholesale Pricing Discount
Mehr Apps, mit denen du den B2B-Shop deines Kunden ganz individuell auf dessen Bedürfnisse zuzuschneiden kannst, findest du im Shopify App Store.
Konfigurationen für B2B
Je nachdem, für welche Shop-Variante dein Kunde sich entscheidet, gibt es spezifische Konfigurationen, die für den B2B-Bereich hilfreich sein können oder sogar notwendig werden.
Entscheidet sich dein Kunde für einen separaten B2B-Shop, kannst du den Shop zum Beispiel mithilfe des in Shopify integrierten Passwortschutzes vor Privatkäufern verbergen. Mit einer App wie B2B Handsfree, sorgst du zudem dafür, dass sich nur gewerbliche Händler registrieren können.
Variantenübergreifend wirst du individuelle Steuereinstellungen, die für den Shop deines Kunden notwendig sind, ebenso pflegen müssen wie Produktpreise und Rechtstexte, die sich zu einem reinen B2C-Store unterscheiden. Zudem müssen die Anzeige unterschiedlicher Preise für private und gewerbliche Käufer, Staffel- oder Individualkonditionen, Rabattregeln und die Einschränkung des Sortiments für bestimmte Kundengruppen eingerichtet werden.
Lesetipp: Wie du Kunden, Produkte und mehr in Shopify taggst, erfährst du hier.
Setzt du Apps zur Preisberechnung oder -anzeige ein, müssen Nettopreise im Backend hinterlegt werden, damit die Erweiterung alle weiteren Berechnungen übernehmen kann.
Für weitere Individualisierungen steht Shopify-Plus-Abonnenten der Einsatz von Shopify Scripts zur Verfügung.
Geposted von Hendrik Breuer: Hendrik ist Redakteur des deutschen Shopify-Blogs. Möchtest du einen Gastbeitrag veröffentlichen? Dann lies bitte zuerst diesen Leitfaden.
Die Autorin dieses Artikels ist Christin Kunz.