Pünktlich zum Jahreswechsel steigen in Deutschland die Mehrwertsteuersätze wieder von 5 auf 7 Prozent und von 16 auf 19 Prozent – nicht etwa, weil die Steuer erhöht wurde, sondern weil sie sich nach einem halben Jahr im Ausnahmezustand wieder normalisiert. Um die deutsche Wirtschaft in der Corona-Pandemie zu unterstützen, verabschiedete die Bundesregierung im Sommer vergangenen Jahres ein Konjunkturpaket, das die Mehrwertsteuer vorübergehend senkte.
Am 1. Januar 2021 endete diese Mehrwertsteuersenkung. Nun gilt es, die Änderungen an Onlineshops und POS-Systemen wieder rückgängig zu machen. Je schneller deine Kund:innen dies in Angriff nehmen, desto besser, denn unter einer Verzögerung leidet nicht nur die Buchhaltung, sondern auch die Gewinnmarge.
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In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du deinen Kund:innen dabei helfen kannst, die Mehrwertsteueranpassung im Backend von Shopify rückgängig zu machen – und warum das für die meisten Onlineshops viel weniger Aufwand bedeutet als du vielleicht vermutest.
Warum deine Kund:innen die Mehrwertsteuer so schnell wie möglich wieder umstellen sollten
Die Mehrwertsteuersenkung lief zwar bereits zum 1. Januar 2021 aus, doch die Umstellung auf den regulären Steuersatz ist noch nicht in allen Onlineshops abgeschlossen. Im Gegensatz zum stationären Einzelhandel müssen deine Kund:innen zwar keine Preisetiketten austauschen, aber zwischen Lockdown und verschärften Corona-Maßnahmen geht der Stichtag einfach schnell unter.
Umso wichtiger ist es, dass du den Überblick behältst. Vor einer Abmahnung für die verzögerte Umstellung müssen sich Unternehmer:innen zwar zunächst nicht fürchten – immerhin verschaffen sie sich dadurch keinen wirtschaftlichen Vorteil. Dennoch kann sich die Verzögerung als problematisch erweisen, und das sowohl für Onlinehändler:innen als auch für ihre Kund:innen.
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Auch wenn du die Neujahrsgrüße längst versandt hast: Nutze den Start ins neue Jahr, um Kontakt zu deiner Kundschaft aufzunehmen und ganz nebenbei an das Ende der Mehrwertsteuersenkung zu erinnern.
Solange die Rechnungslegung nicht auf dem aktuellen Stand ist, bezahlen Kund:innen für ihren Einkauf weniger als die Betreiber:innen der Shops anschließend versteuern müssen. Die auf der Rechnung fehlenden Prozente legen die Händler:innen dann spätestens bei der Umsatzsteuervoranmeldung aus eigener Tasche drauf – und gerade in umsatzstarken Stores summieren sich diese nicht eingepreisten zwei bis drei Prozent schnell.
Darüber hinaus kann die fehlerhafte Rechnungslegung auch in der Buchhaltung einigen Ärger bereiten. Insbesondere Unternehmer:innen, die im B2B-Geschäft Waren oder Dienstleistungen einkaufen, brauchen für jeden Kauf eine Rechnung mit korrektem Mehrwertsteuersatz, weil sie sonst bei der Umsatzsteuervoranmeldung in Erklärungsnot geraten können. Je schneller deine Kund:innen die Mehrwertsteuer in ihren Onlineshops anpassen, desto weniger Zeit müssen alle Beteiligten später investieren, um Steuerberater:in und Finanzamt zu erklären, warum manche der von ihnen eingereichten Rechnungen falsch ausgezeichnet sind.
So stellst du bei Shopify den normalen Mehrwertsteuersatz wieder ein
Die Mehrwertsteuer findest du im Backend von Shopify unter Einstellungen im Menü für Steuern. Klickst du hier auf Einrichtung, öffnet sich die Seite, auf der du den Mehrwertsteuersatz anpassen kannst. Die Standardeinstellung für Produkte in einem Shopify-Onlineshop ist der reguläre Mehrwertsteuersatz. Diesen trägst du im Backend einmal für jedes Land ein – und schon gilt er für alle Artikel, für die du keine manuellen Anpassungen vorgenommen hast.
Und genau dazu haben wir gute Nachrichten für dich und deine Kund:innen, denn den regulären Mehrwertsteuersatz für Deutschland müsst ihr nicht mehr manuell anpassen. Nachdem wir ihn zum 1. Juli 2020 automatisiert auf 16 Prozent gesenkt hatten, haben wir ihn nun zum 1. Januar wieder auf 19 Prozent angehoben. Das bedeutet, dass alle Produkte, bei denen deine Kund:innen die Voreinstellungen beibehalten haben, bereits in bester Ordnung sind: Hier hat das System die Mehrwertsteuersenkung zum Jahreswechsel ganz automatisch rückgängig gemacht.
Für die meisten Onlineshops ist die Umstellung damit auch schon abgeschlossen. Die einzigen Ausnahmen, die dein Kundenkreis und du manuell überprüfen und anpassen müsst, sind Produkte mit reduziertem Mehwertsteuersatz sowie eventuell noch aktive Warenkorbrabatte.
Lesetipp: In diesem Beitrag erfährst du, worauf du in puncto Dropshipping Steuern achten musst.
Wie du den reduzierten Mehrwertsteuersatz manuell anpasst
Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz gilt in Deutschland für grundlegende Artikel des täglichen Bedarfs – das sind vor allem Lebensmittel – sowie für bestimmte weitere Produktgruppen wie Bücher oder Kunstgegenstände. Um in einem Shopify Onlineshop Artikel oder Dienstleistungen mit ermäßigtem Steuersatz anzubieten, ist eine sogenannte Steuerüberschreibung notwendig. Für alle Produkte, die der Shop derzeit mit dem reduzierten Satz von 5 Prozent ausweist, ist diese Überschreibung auch schon angelegt.
Alles, was ihr tun müsst, ist die Steuerüberschreibung für Deutschland zu aktualisieren – und das ist innerhalb weniger Klicks erledigt, weil Shopify die Ermäßigungen nicht auf einzelne Produkte, sondern auf ganze Kategorien anwendet. Um den ermäßigten Steuersatz anzupassen, rufe also unter Einstellungen das Menü für Steuern auf. Wählst du hier Deutschland aus, solltest du unter Steuerüberschreibung alle Produktgruppen sehen, für die aktuell eine Überschreibung gilt. Unter „Eine Kategorie auswählen“ kannst du diese Produktgruppen nacheinander aufrufen und für jede den ermäßigten Steuersatz von 7 Prozent einpflegen.
Warum ihr auch Warenkorbrabatte prüfen solltet
Das Konjunkturprogramm der Bundesregierung stellte es den Unternehmer:innen frei, ob sie die Steuerersparnis an ihre Kund:innen weitergeben wollten oder nicht – und wenn ja, in welchem Umfang. Das kam insbesondere Betreiber:innen von Onlineshops entgegen, die sowohl Produkte mit dem regulären Steuersatz als auch Artikel mit reduziertem Mehrwertsteuersatz verkaufen.
Anstelle einer Überschreibung nutzten vor allem zu Beginn der Mehrwertsteuersenkung viele Onlinehändler:innen einen Warenkorbrabatt. Dieser gewährt unabhängig davon, für welches Produkt im konkreten Einzelfall welcher Steuersatz gelten würde, beim Abschluss einer Bestellung einen fixen Rabatt auf alle Artikel im Warenkorb. Sicherzugehen, dass diese Rabatte inzwischen wieder deaktiviert wurden, sollte daher der letzte Schritt eurer Arbeit im Backend sein.
Und das Allerwichtigste: Kommunikation
Bei dieser Gelegenheit kann es sich übrigens auch lohnen, noch einmal in aller Ruhe darüber zu reden, welche Pläne und Ziele deine Kund:innen für das neue Jahr haben – insbesondere in Bezug auf Verkäufe in andere Länder. Nicht nur E-Commerce-Einsteiger:innen, auch langjährige Online-Champions erschließen derzeit infolge der rasant wachsenden Nachfrage nach komfortablen Onlineshopping-Angeboten internationale Märkte, auf denen sie bislang nicht präsent waren. Da innerhalb der EU teils sehr unterschiedliche Mehrwertsteuersätze gelten, lohnt es sich, diese gemeinsam mit der Umstellung der Steuersätze für Deutschland in Angriff zu nehmen.
Was es dabei zu beachten gibt und wie du die einzelnen Steuerinformationen ins Backend von Shopify einpflegst, kannst du in unserem Artikel zur Mehrwertsteuer in der EU nachlesen.
Titelbild von StellrWeb. Weitere Bilder von Nick Fewings und Mike Meyers.